Uraufführung am 2. Mai am Ort des Geschehens
On Mai 6, 2025 by matmoni„Bald setzen die Wiborada-Wehen ein. Geniess die letzten Wochen, wo sie noch ganz dir allein gehört. Bald kommt sie zur Welt und macht was sie will! (gut erzogen von dir),“ schrieb mir eine Freundin Mitte April. Jetzt ist sie also da. Und sie wurde freudig, ja, begeistert begrüsst. Ein fabelhaftes Publikum, viele kannten die Wiboradalegende bereits, die Orte der Erzählung, die Hintergründe. Da entstand ein grosser Resonanzraum, der die ganze, kalte Kirche füllte und die Zeit schmelzen liess. War ich nach den Durchlaufproben jeweils ziemlich geschafft – rein körperlich schon vom langen Sprechen, aber auch seelisch von der Kraft der Geschichte – so trug mich die Energie des Publikums bei der Uraufführung bis ganz zum Schluss. „Ich war weg, völlig abgetaucht, habe nicht gemerkt, dass es zwei Stunden ging, nicht gemerkt, wie kalt es war,“ sagte eine Frau aus dem Publikum anschliessend zu mir. So haben wir uns gegenseitig getragen und es hat sich wieder einmal deutlich gezeigt, dass freies Erzählen ein Gemeinschaftswerk ist: Die Geschichte entsteht zwischen uns und wir haben gemeinsam an ihr Teil. In diesem Fall begleitet, unterstützt, vertieft durch den Gesang des Klosterhofquartetts. Er legte allem den Boden, gab Stimmungen einen Klang, brachte Momente des Atemschöpfens. „Schöö, we wenn d Engel sälber wöred singe. So richtig zom inegöögele“ würde ‚meine‘ Wiborada sagen.
„Ich stehe genau hier, wo es passiert ist!“ schoss es mir irgendwann durch den Kopf. Das war mir seltsamerweise bei den Proben in der Kirche nie wirklich präsent. Da kämpfte ich mehr mit den Himmelsrichtungen, damit das innere Bild mit der äusseren Geographie überreinstimmt. Aber als Wiborada während der Aufführung in die Klause stieg, verdichtete sich der Raum. Wurde durchlässig ins 10. Jahrhundert. Die reale Geschichte war fühlbar, gegenwärtig. Je mehr sich am 2. Mai 2025 meine Geschichte dem 2. Mai 926 näherte, desto mehr musste ich mich gegen die reale Geschichte abgrenzen, um beim Erzählen nicht zu sehr von ihr ergriffen zu werden. So entstand eine zusätzliche Spannung und Kraft, die 1099 Jahre umspannt.
Am Schluss ein überwältigender Applaus und viele Tränen. Danke, Publikum!




Fotos: Ines Schaberger ©wiborada.sg
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Moni Egger * info(ät)matmoni.ch * 079 234 98 50 * 8800 Thalwil
Fotos: Katja Wißmiller
Website: Moni und Margrit Egger